Hochsensibilität und Selbstliebe
Hochsensibilität und Selbstliebe
Was ist Hochsensibilität?
Der Begriff “Hochsensibilität” ist ein Konzept, welches von Elaine Aron entwickelt wurde und Menschen beschreibt, die eine besonders empfindliche Reizwahrnehmung haben.
Der Fokus liegt hierbei nicht auf der Wahrnehmung der Sinnesorgane (Augen, Ohren, Nase, Mund, Haut), sondern auf der Verarbeitung der weitergeleiteten Reize im Gehirn. Man sagt, dass hochsensible Menschen weniger Eindrücke im Gehirn filtern, was dazu führt, dass viele Reize weitergeleitet werden. Der Hochsensible hat also das Gefühl, besonders intensiv wahrzunehmen.
Hochsensibilität ist allerdings keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, das auf 15-20% aller Menschen zutrifft.
Wie zeigt sich Hochsensibilität im Alltag?
Hochsensible Menschen leiden im Alltag schnell an Reizüberflutung, die sich in Form folgender Arten äußern kann:
Geruchsempfindlichkeit: Menschen, die zu dieser Form der Hochsensibilität neigen, nehmen Gerüche besonders ausgeprägt und vielfältig wahr. Sie können aber auch genauso schnell von der Intensität dieser Gerüche überfordert werden.
Geschmackssensibilität: Hochsensible Menschen dieser Art haben einen besonders feinen Geschmack, der es ihnen ermöglicht, sowohl die individuell angenehmen als auch unangenehmen Geschmacksrichtungen besonders intensiv zu erleben.
Geräuschempfindlichkeit: Andere Menschen wiederum empfinden es als sehr unangenehm, wenn sie viele Geräusche durcheinander wahrnehmen, und fühlen sich dadurch schnell überfordert.
Berührungsempfindlichkeit: Menschen, die sehr intensiv auf Berührungen reagieren, empfinden dies schnell als zu viel. In Folge dessen mögen sie ihre sensible Haut nicht gerne von anderen berühren lassen.
Schmerzempfindlichkeit: Einige Menschen sind besonders feinfühlig und reagieren deshalb auch bei solchen Schmerzen bereits empfindlich, die für andere noch keine Belastung darstellen.
Feinfühligkeit gegenüber anderen Menschen: Viele Menschen nehmen die Emotionen anderer Menschen sehr intensiv wahr und können sich aber nur schwer davon abgrenzen, sodass sich die Stimmung der anderen leicht auf sie selbst überträgt. Sind die Emotionen der Menschen um sie herum negativer Natur, fühlen diese Menschen entsprechend und leiden darunter.
Was sind die Folgen von Hochsensibilität?
Allen diesen Ausprägungen ist eine geringe Reizschwelle gemeinsam, die bewirkt, dass die Sinneswahrnehmungen als sehr intensiv empfunden werden. Hochsensible Menschen sind daher in der Lage, die Welt in ihrer weit gefächerten Vielfalt zu erleben. Diese ausgeprägte Fähigkeit kann beispielsweise in einigen Berufskontexten ungemein bereichernd sein, wo es um den Ausdruck von Gefühlen und der Interpretation der Wirklichkeit geht. Denn diese Menschen können wiederum andere Menschen berühren und fühlen lassen, wie sie die Welt sehen.
Im Umkehrschluss besteht allerdings auch die Gefahr der schnellen Reizüberflutung. Diese Überforderung führt dazu, dass sich diese Menschen für ihre empfindliche Wahrnehmung selbst kritisieren und verurteilen, weil sie von sich selbst meinen, zu empfindlich zu sein, nichts auszuhalten und nicht belastbar genug zu sein.
Die intensive Wahrnehmung der Welt kann außerdem dazu führen, dass hochsensible Menschen ein erhöhtes Verarbeitungsbedürfnis haben, in Folge dessen sie mehr Schlaf, Pausen und Zeit für sich selbst brauchen. Aufgrund ihrer Neigung zur Selbstkritik und auch zu Perfektionismus gestehen sie sich ihr erhöhtes Ruhebedürfnis aber oftmals nicht ein, obwohl sie aufgrund ihres feinen Gespürs für die Sinneswahrnehmung entsprechend Zeit brauchen, um ihre Eindrücke zu verarbeiten.
Wie kannst du mit Hochsensibilität umgehen?
Wenn du bereits vorher weißt, dass du dich in Situationen begibst, in denen dich eine Welle der Reizüberflutung treffen könnte, kannst du dich entsprechend vorbereiten. Bist du beispielsweise besonders geräuschempfindlich, kannst du die äußeren Geräusche mit Kopfhörern dämpfen, um die Geräusche nicht so nah an dich herankommen zu lassen. So kannst du kreativ werden und Lösungen kreieren, wie du dich vor zu vielen Reizen schützen kannst.
Du darfst auch ganz ehrlich in dich hineinspüren, wie vielen Reizen du dich überhaupt aussetzen möchtest, und dir überlegen, wann du zum Beispiel unter wie viele Menschen gehst. Du darfst lernen, Nein zu sagen, wenn du ein stärkeres Bedürfnis nach Ruhe als etwa nach einem Abend unter Freunden verspürst. Denn das ist ein Akt der Selbstliebe, nicht über die eigenen Kräfte hinauszugehen, was wir aber so häufig tun, da wir die anderen nicht enttäuschen wollen.
Kommst du dennoch mal in eine reizüberflutende Situation, in der du plötzlich merkst, wie dein Körper Alarm schlägt und sich in Ruhe und Zurückziehung fliehen will, kannst du gedanklich mit deinem Körper sprechen. Sprich ihm gut zu, so wie du auch ein in Panik geratenes Kind beruhigen würdest. Sag ihm, dass die für ihn überfordernde Situation bald vorüber ist und er dann wieder seine Ruhe bekommt. So verlierst du dich nicht in panischen Gedanken, die dir einzureden versuchen, dass du die Situation nicht länger aushalten kannst.
Fazit: Sei liebevoll mit dir selbst.
Hochsensibilität hängt insofern mit Selbstliebe zusammen, als du die positiven Aspekte der Hochsensibilität viel besser genießen kannst, wenn du auch die eher negativen Seiten liebevoll anzunehmen lernst. So kannst du deine Fähigkeit, die Welt intensiv wahrzunehmen, bewusst einsetzen, weil du gut mit dir umgehst und dir die Ruhe gönnst, sobald du das Gefühl hast, überfordert zu sein.
Entwickle ein Gespür dafür, was du brauchst, damit es dir gut. Gestehe dir die Ruhe und Zeit ein, um dich ausreichend erholen zu können. Erlaube dir, zu deinen eigenen Bedürfnissen zu stehen und sie mutig nach außen zu kommunizieren, indem du Nein sagst, wenn dir etwas zu viel ist. Denn mach dir bewusst: Nur wenn es dir gut geht, kannst du auch für andere da sein und nur dann bekommen die anderen genau das von dir, was sie sich wünschen. Und wenn du in deiner vollen Kraft stehst, kannst du dich auch in reizintensive Umgebungen begeben, und zwar aus vollem Herzen heraus und diese Zeit genießen, weil du mit dir als einem hochsensiblen Menschen bestens umzugehen weißt.
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